Das findet im Pfarrheim St. Marien statt, wird vom Wittekindshof angeboten und soll uns vermitteln, wie wir leichte Sprache verwenden - sie soll von Menschen verstanden werden, die die normale Sprache überfordert.
Sprache mit Diakonin Katrin Thielking.
WA Rother
Kann nicht so schwer sein, mach ich doch jeden Tag - mit dieser Haltung nehme ich in der Runde Platz. Kryptisch geschriebene Pressetexte zu übersetzen, ist mein täglich Brot. Doch Referentin Annika Lange-Kniep vom Büro für Leichte Sprache des Wittekindshofes warnt: "Nach diesen vier Stunden werden Sie nicht einfach leichte Sprache verwenden können."
Nach der Hälfte des Seminars sollen Mana Jutta Lauterbach vom Gesundheitsamt und ich die Gebrauchsanweisung eines Handmixers übersetzen. Memorykarten haben uns zufällig zusammengebracht. Und das ist ein Satz aus dem Text: "Bitte beachten Sie, dass das Einsetzen und Herausnehmen der rotierenden Rühreinsätze in das Rührgefäß/Rührmasse Spritzer verursachen kann." Was noch mal ist ein Rühreinsatz?
Und: Was ist eigentlich "Leichte Sprache"? Lange-Kniep, die das Seminar gemeinsam mit Katrin Thielking leitet, erklärt, man unterscheide zwischen
- leicht zu verstehender Sprache - wenn Bürokraten mit dem einfachen Bürger kommunizieren,
- einfacher Sprache - wenn Standardsprache oder Fachsprache ein wenig vereinfacht wird und
- Leichter Sprache. Die hat feste Regeln und soll Menschen, die über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen, das Verstehen von Texten erleichtern.
Dazu gehören Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können, die nicht so gut Deutsch sprechen oder alte Menschen. Vor allem aber hilft sie Menschen mit geistiger Behinderung oder Lern-Behinderung. Sie dient damit auch der Barrierefreiheit.
Aber erst mal müssen Mana Jutta Lauterbach und ich die Hürde nehmen, einfache Worte zu finden. "Schneebesen" schlage ich vor statt Rühreinsatz. Lauterbach sagt: "Rührbesen". Wir beschließen: Wir schreiben erst mal "XXX" statt eines Wortes. Damit wir überhaupt weiter kommen. Wie schaltet man das Gerät ein? Ich verwechsele gedanklich den Mixer mit dem Bügeleisen und spreche von einer Scheibe, die man drehen muss. Meine Partnerin schaut verstört. Jetzt sind auch Barrieren zwischen uns.
"Erklären Sie mal Sekundarstufe"
Heessen barrierefreier zu machen, das ist das Ziel der Aktion "Heessen für alle", die Beate Lütkenhaus aus dem Caritas-Stadtteilbüro angestoßen hat. Im Rahmen dieser Aktion findet das Seminar statt. Die 17 Teilnehmer arbeiten in einem sozialen Beruf - plus Barbara Sander: Sie ist Chefin der Heessener Werbegemeinschaft. Alle kämpfen mit Leichter Sprache.
Das zeigt sich gleich zu Beginn des Seminars. Wir bekommen Karten mit Fachbegriffen und sollen sie erklären. Margarete Schaffranietz vom DRK-Treffpunkt flüstert: "Können wir tauschen?" So kommt das Kärtchen mit dem Begriff "Sekundarstufe" zu mir, bevor die Referentin sagt "Tauschen Sie ihre Karten bitte nicht." Ich erkläre: "Die Sekundarstufe ist ein Teil der Schule, Sie umfasst die oberen Jahrgänge für ältere Schüler." Falsch ist das nicht. Aber auch nicht richtig. Sollte je eine Stelle im Büro für Leichte Sprache des Wittekindshofes frei werden - ich bewerbe mich nicht.
Das Büro übersetzt Texte in Leichte Sprache. Dafür gibt es viele Regeln - und die beziehen sich auf Wörter, Zahlen, Sätze, Texte und auf die Gestaltung. Ein paar Beispiele aus der Welt der Wörter.
- Benutzen Sie einfache Wörter - "erlauben" statt "genehmigen".
- Benutzen Sie Wörter, die etwas genau beschreiben - "Bus und Bahn" statt "öffentlicher Nahverkehr".
- Benutzen Sie kurze Wörter, trennen Sie lange - "Fremd-Wörter" statt "Fremdwörter".
Nach fast einer Stunde an einer kurzen Gebrauchsanweisung sind wir beim Du: Jutta und ich haben den Text mehr schlecht als recht leicht gemacht. "Wenn Sie den Schalter nach vorne schieben, startet der Mixer", haben wir geschrieben und "Wenn Sie den Schalter weiter nach vorne schieben, wird der Mixer schneller". Die Frage ist: Versteht uns noch jemand mit diesen Wenn-Sätzen? Ein anderes Wort für Rühreinsatz? "Rührquirl" schlägt Jutta vor. Wo ist eigentlich mein riesiger Wortschatz hin? Einfach weg.
Das können andere besser. Im Leichte-Sprache-Büro arbeiten Menschen mit Behinderungen, Menschen mit kognitiven Einschränkungen zum Beispiel. Sie sind die Prüfer. Mehrere Prüfer lesen die Übersetzungen, die das Büro erstellt. Und erst, wenn alle ihr Okay gegeben haben, geht der Text raus.
Mein Team haut keinen Text mehr raus. Ein Misserfolg? Keineswegs! gelernt haben wir viel. Auch Mana Jutta Lauterbach hat es gefallen. Sie würde gerne mehr lernen wollen, könnte sich das sogar als Arbeitsfeld vorstellen. Und die Prüfer haben ihre absolute Anerkennung: "Das ist kein leichter Job." (WA Michael Girkens)
Normale Sprache: Was ist ein EEG?
Die Elektroenzephalographie (EEG) ist eine Methode der medizinischen Diagnostik und der neurologischen Forschung zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche. Zunächst wird für das EEG eine mit Elektroden besetzte Kappe auf den Kopf gesetzt und ein Gel aufgetragen, das zur Verbesserung der Hautleitfähigkeit und Reduzierung der Übergangswiederstände bei EEG Untersuchungen dient. Die Elektroden leiten die Potenzialschwankungen des Gehirns an einen Computer weiter. Die Potenzialschwankungen werden vom Computer kontinuierlich aufgezeichnet und anschließend im Elektroenzephalogramm grafisch dargestellt. Die Grafik lässt Rückschlüsse auf die Hirnaktivität und
eventuelle Störungen zu. Um die registrierten Potentialschwankungen zu einem absoluten Wert in Beziehung setzen zu können, werden zusätzlich Referenzelektroden an einem elektrisch möglichst neutralen Punkt des Schädels angebracht, meist an den Ohrläppchen. Die Untersuchung dauert etwa eine halbe Stunde und ist für den Patienten kaum zu spüren.
Leichte Sprache: Was ist ein EEG?
EEG ist eine Abkürzung für Elektro-Enzephalo-Graphie.
Das EEG ist ein Gerät.
Das EEG zeigt die Arbeit vom Gehirn.
Der Arzt bedient das EEG.
Der Patient bekommt eine Kopf-Haube auf den Kopf.
Die Kopf-Haube hat viele Kabel.
Die Kabel von der Kopf-Haube sind mit dem EEG verbunden.
Der Arzt trägt Gel auf den Kopf vom Patienten auf.
Mit dem Gel kann das EEG die Arbeit vom Gehirn zeigen.
Der Arzt macht 2 Klemmen an die Ohren.
Die 2 Klemmen an den Ohren sind wichtig für die Messung.
Das EEG zeigt die Arbeit vom Gehirn
mit Kurven auf einem Bildschirm.
Das EEG macht keine Schmerzen.
Das EEG dauert etwa 30 Minuten