Zwei Jugendgruppen aus Hamm halfen dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL),diese kulturpolitische Frage zu beantworten.
Um "100% junge Kultur" ging es jetzt bei einer LWL-Tagung in Münster. Politiker, Museumsexperten, Kulturakteure und Pädagogen diskutierten, wie die Kulturpolitik für Kinder und Jugendliche in Zukunft aussehen soll. Jugendliche aus der Caritas-Jugendwerkstatt und aus einer Wohngruppe des LWL-Heilpädagogischen Kinderheims trugen im Münsteraner Landeshaus ihre Sicht der Dinge vor.
Es kämen immer weniger Jugendliche in die Museen, sagt Dr. Regine Prunzel, die das "100%-junge-Kultur"-Projekt beim LWL betreut. Meist seien Schule oder Eltern Auslöser für den Besuch einer Kulturreinrichtung. Per Fragebogenaktion habe man über die Schulen nachgefragt, was Jugendliche kulturell interessiert. Ergebnis: Kunst und Musik, Museen und Denkmäler sind durchaus Themen, und ja, man würde auch Geld dafür ausgeben.
Aber was ist mit Jugendlichen außerhalb des klassischen Schulbereichs? Zwei Gruppen wurden für einen Modellversuch ausgewählt. Dass beide Gruppen aus Hamm kamen, sei Zufall, sagt Prunzel. In der Caritas-Jugendwerkstatt an der Oswaldstraße werden Jugendliche betreut, die "aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten haben, Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden", wie es in der Caritas-Eigendarstellung heißt. Und der LWL selbst betreut in seinem Heilpädagogischen Kinderheim Hamm eine Mädchenwohngruppe aus Dolberg. Beide Gruppen arbeiteten mit "Mensch Theater", bundesweit tätigen Theaterpädagogen, zusammen.
"Was würdet ihr euch wünschen", sei die Leitfrage in der Wohngruppe gewesen, sagt Antje Leitheiser, Bereichsleiterin im Heilpädagogischen Kinderheim. Die Mädchen hätten in sechs Wochen ein Theaterstück erarbeitet und bei der Präsentation in Münster einen "coolen Rap über den LWL" gezeigt. Etwas selber zu machen, seiden Jugendlichen sehr wichtig gewesen.
Das sieht auch Marco Schmelzer so, der Leiter der Caritas-Jugendwerkstatt. Bei ihm sind es Jugendliche mit schweren Lebenswegen, die an der Oswaldstraße lernen, den Tag zu strukturieren und versuchen, ihren Schulabschluss nachzuholen. Von der Theaterpädagogik hätten sie sehr profitiert, sagt er. Für ihr Gruppenspiel als Performance im Landeshaus habe es Applaus gegeben - für die Jugendlichen sei das ein Erfolgserlebnis gewesen.
Wie Jugendliche aus bildungsfernen Bereichen an Kulturinhalte herangeführt werden können, beschreibt Schmelzer anhand eines Besuchs im Gustav-Lübcke-Museum. Die Gruppe habe bei einem Besuch der dortigen Mumienausstellung eine Pause eingelegt und aus Modelliermasse ägyptische Masken geformt. Anschließend seien die Jugendlichen viel aufnahmefähiger gewesen und hätten Respekt vor den historischen Inhalten der Ausstellung entwickelt.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger stellte in Münster klar, dass es für den Zusammenhalt der Gesellschaft "absolut wichtig" sei, allen Kindern und Jugendlichen Kultur zu vermitteln. Neue Ideen für Vermittlungsprogramme seien auszuprobieren, so etwa Museumsführungen von und für Jugendliche.
Hürden, das wurde bei der Veranstaltung klar, bestehen manchmal schlicht in Transportproblemen - wegen Fahrzeiten bei Bus und Bahn oder Reisekosten. Caritas-Mitarbeiter Marco Schmelzer hofft nun, dass die Jugendlichen bei der Erarbeitung des Kulturkonzeptes des Landschaftsverbandes weiter gehört würden. (WA jf/wh)